Die Elternschule, wenn Eltern selbst eine Schule gründen

Elternschule

Der Name signalisiert es schon von weitem. Diese Schulen wollen anders sein, ganz anders als die Regelschulen, deren Praktiken von den Betreibern der alternativen Elternschulen mit großer Vehemenz und Emotionalität abgelehnt werden.
Eltern gründen selbst eine Schule. Das ist eine Idee, die den meisten deutschen Vätern und Müttern zunächst einmal sehr fern liegen dürfte. Dass das überhaupt möglich sein soll, sich mit einigen anderen Eltern zusammenzutun und für die Gruppe der eigenen Kinder so etwas wie Schule zu veranstalten, wird man ohnehin bezweifeln - nicht ganz zu unrecht. Im Übrigen lässt die straffe Durchorganisation des öffentlichen Schulsystems solche auf den ersten Blick eleganten Umgehungsmöglichkeiten nicht unbedingt vermuten. Das Eintrittsalter liegt fest, desgleichen die Schule, die zu besuchen ist, selbst die Klasse, die Klassenkameraden und die Lehrer. Nur in wenigen Fällen können die Eltern, geschweige denn die Kinder, darauf Einfluss nehmen - und in nur wenigen Fällen versuchen sie es überhaupt. Die Selbstverständlichkeit des Zur-Schule-gehen-Müssens ist so fest in unserem Bewusstsein verankert, dass schon elterliches Engagement, das sich auf den Besuch einer bestehenden freien Schule richtet, als außergewöhnlich zu vermerken ist.
Die alternativen Elternschulen besitzen einen grün-bunt-alternativen Touch. Da kann es einem schon passieren, dass einem ein Vater, Lehrer oder Initiator mit Ring im Ohr entgegenkommt. Die Kleidung ist bunt und lässig - und bei Verabschiedungs- und Begrüßungsszenen nehmen sich alle in den Arm. Zu Unrecht vermutet man allerdings, dass die Betreiber dieser Schulen alle jung seien. Zwar überwiegen junge Eltern, doch finden sich unter den Initiatoren, Lehrern und Eltern durchaus auch ältere Semester, insgesamt viele „normale“ Menschen, die für ihre Kinder halt eine bessere Schule gesucht und gefunden haben. Es ist persönliche Betroffenheit, die diesen Schulgründern und Eltern jenen langen Atem verschafft, den eine eigene Schulgründung erfordert.

Das erforderliche Engagement beziehen die Initiatoren fast immer aus eigenen negativen Schulerfahrungen, die sie ihren Kindern ersparen möchten. Da, wo sich die Schulen verbessert haben, gehen ihnen die Reformen nicht weit genug. Da, wo sie sich verschlechtert haben - man denke etwa an die „modernen“, betonumhüllten Massenschulen, die Vereinzelung, Vandalismus und blinde Aggression geradezu provozieren -, sehen sie kaum Chancen, an der Verwirklichung kindgemäßer Lernformen mitzuwirken. Da, wo verantwortungsbewusste Regelschullehrer das Beste aus der Situation machen wollen, scheuen sie das ständige Eingebunden sein in die Institution Schule, das Risiko eines „von oben“ verordneten Lehrerwechsels, die fortwährende Auseinandersetzung mit Erlassen und Zwängen. Sie wollen eben mehr als ein noch so guter Lehrer heute in der Regelschule möglich machen kann.

Das Unbehagen der Betreiber „alternativer“ Elternschulen rührt von zentralen Elementen traditionellen Schule-Haltens her, denen sie eine zum Teil radikal andere Praxis gegenüberstellen.

Dabei negieren sie nicht - was ihnen manchmal vorgeworfen wird - die schließlich auch erkennbaren positiven Ansätze, die in normalen Schulen oder in Schulmodellen zum Tragen kommen, die freiheitliche Unterrichtspraxis, die in skandinavischen, niederländischen oder englischen Grundschulen gepflegt wird oder die Tradition deutscher Reformpädagogik mit ihren noch heute aktuellen Schulformen Waldorf, Montessori und Petersen. Sie fragen aber kompromisslos, welches pädagogische (und nichtpädagogische) Umfeld ist hier und jetzt für mein Kind gut- und sie setzen alles daran, dieses Umfeld zu schaffen.

Die Erfahrungen, die dabei aus der Arbeit der „alternativen“ Elternschulen mittlerweile vorliegen, erweisen sich als eindeutig positiv, ohne dass eine schönfärberische Brille nachhelfen müsste. Sie machen Mut, und es ist bezeichnend, dass die Initiatoren der Schulen das eigentliche pädagogische Geschehen als wesentlich geringeres Problem empfinden als z.B. das Tauziehen um Genehmigungen und Finanzierung.

Auch stört es sie nicht, dass die Jugendlichen - außer an den „Alternativ“-Schulen, die in öffentlicher Trägerschaft stehen - an den Schulen selbst nicht den Schulabschluss absolvieren können. Sie müssen sich am Ende ihrer Schulzeit an einer öffentlichen Schule von den dortigen Lehrern prüfen lassen.

Die allgemeinen Merkmale der „alternativen“ Elternschulen

Die „alternativen“ Elternschulen streben von allen Reformschulen sicherlich die radikalsten Lösungen an. Wer gewohnt ist, Schule-Halten nach naheliegenden und konventionellen Gesichtspunkten zu beobachten, der wird in der Arbeit der Elternschulen gewiss so ziemlich alles vermissen, was man gemeinhin mit der Institution Schule verbindet. Was dort abläuft, wirkt nicht selten beliebig – doch dieser Schein trügt. Die Elternschul-Macher reflektieren ihre Arbeit nicht nur recht genau, sie handeln nach wohldefinierten und lang diskutierten Grundsätzen. Trotz sicherlich vorhandener Unterschiede fallt es nicht allzu schwer, eine ganze Reihe von zentralen Merkmalen dieser Schulen herauszustellen:

Die Kinder dürfen sich frei verhalten

Sie dürfen grundsätzlich den Aktivitäten nachgehen, die sie sich selbst gewählt haben. Dabei dürfen sie natürlich nicht die Freiheit des anderen beeinträchtigen. Es gibt durchaus auch gewisse Regeln. Jedoch ist ihnen stets freigestellt, ob und welchen Lernangeboten sie sich widmen.

Die Aufhebung des „Fetzenstundenplans“

Es gibt keinen regelrechten Stundenplan. Die strenge Aufteilung des Stoffes in Fächer und seine Stückelung in 45 minütige Arbeitsphasen wird wie bei den meisten reformpädagogischen Modellen als a-pädagogisch und als weder stoff- noch kindgerecht angesehen. An die Stelle treten verschiedene Organisationsformen wie der Epochenunterricht, Kurs- und Kernunterrichtsphasen, Projektlernen, Strukturierung durch gemeinsam von Kindern und Erwachsenen festgelegte Lernangebote usw.

Häufiges Lernen außerhalb der Schule

Die Schule wird häufig verlassen, um in der realen Umwelt, im Stadtteil, in Einrichtungen der Gemeinde reale Erfahrungen zu sammeln. Solche Erkundungen ersetzen das In-die-Schule-Holen simulierter Anschauungen bzw. das nur theoretische Behandeln des Wissensstoffes.

Integration verschiedenartiger Kinder

Elternschulen betrachten es als Gewinn, Kinder ganz verschiedener Begabungen und Herkunft sowie behinderte Kinder zu integrieren. Die Zusammensetzungen der Gruppen sollten den Verhältnissen der sonst in der Gemeinde vorfindbaren Situationen entsprechen. Man geht davon aus, dass alle benachteiligten Kinder aus dieser Vielfalt nur Gewinn ziehen können.

Freilich scheitert die konsequente Umsetzung dieses Punktes an der genehmigungsrechtlichen Sisyphusarbeit, die andere als durchsetzungskräftige Eltern der Mittel- und Oberschicht abschreckt.

Statt Noten und Zeugnisse gibt es ausführliche Berichte

Alle Schulen ersetzen die Zeugnisse durch differenzierte Berichte über das Lern-, Leistungs- und Sozialverhalten der Kinder. Die Initiatoren halten die Mängel der Zensurengebung und der Praxis des Sitzenbleiben-Lassens für in solcher Vielfalt belegt, dass nur noch bleibt, dieses Wissen in die Tat umzusetzen und andere Formen zu erproben.

Der Lehrer hat andere Aufgaben

Anstatt zu belehren, streng zu sein und viel vorzugeben, tritt der Lehrer den Kindern in der Rolle einer Vertrauensperson gegenüber, die sich selbst auch als ein Mensch zeigt, der nicht vollkommen ist. Er übt keinen Zwang aus. Er macht vor allem Lern-Angebote, er kümmert sich gerade auch um menschliche Probleme und ermöglicht durch wenig einschränkendes Verhalten und durch eine grundsätzlich sehr akzeptierende und einfühlsame Haltung, dass die Kinder ihn wirklich als Partner begreifen können.

Die Eltern haben eine andere Rolle

Alle Schulen gehen bezüglich der Elternbeteiligung weit über das sonst übliche Maß hinaus. Bei den Elternschulen lenken die Eltern sämtliche Belange. Die Schule ging ja aus ihrer Initiative hervor. In der Regel gibt es zahlreiche Gremien, in denen Eltern mitarbeiten, diskutieren, Entscheidungen treffen. Sie haben die Gelegenheit, selbst unterrichtlich und erzieherisch im Schulalltag mitzuwirken. Überall bemühen sich die Lehrer um einen sehr engen Kontakt zu den Eltern ihrer Kinder.

Autonomisierung

Man will nur kleine Schulen schaffen oder kleine Teilbereiche für Kinder-, Eltern- und Lehrergruppen bilden, innerhalb derer diese unabhängig ihre Belange regeln können. Bewusst setzt man sich gegenüber undurchschaubaren, zentralverwalteten und betonumhüllten Massenschulen ab.

Was lernen die Kinder denn wirklich?

Wenn die Elternschulvertreter über ihre Einrichtungen erzählen, dann fallen diese Berichte stets positiv aus. Das wirkt manchmal ein bisschen peinlich und aufgesetzt- doch es ist verständlich. Der von außen lastende Druck, das eigene Handeln zu rechtfertigen, geht diesen Eltern wirklich an die Nieren. Und sie sind tatsächlich davon überzeugt, dass ihre Kinder hier besser gefördert werden als irgendwo sonst. Die Einschätzung, dass Kinder auf freien Elternschulen eine durchweg qualitätsvolle Betreuung erfahren, darf man aufgrund subjektiver Beobachtungen und diverser Erfahrungen sicher bestätigen. Es ist aber in der Tat so, dass es darüber keine wissenschaftlich fundierten Untersuchungen gibt.

Bewertung aus pädagogischer Sicht

Die alternativen Elternschulen sind sicher diejenigen Schulmodelle, die die traditionellen Formen des Schule-Haltens am radikalsten in Frage stellen. Sie gehen dabei wahrscheinlich unorthodox. Für so manchen weniger erfreulichen Gesichtspunkt ihrer Arbeit können sie nichts, sie würden ihn lieber heute als morgen selbst abstellen. Darüber hinaus muss man sehen, dass es sich hier nicht um „fertige“ Modelle handelt, für die man sich fast in der Art eines Dienstleistungsbetriebes entscheiden kann und die man dann in der Art ihres Funktionierens zunächst einmal akzeptieren muss. Wer eine freie Elternschule mitbetreibt, hat- fast- alles selbst in der Hand. Und wenn er etwas als Manko erlebt, so ist es zunächst einmal an ihm, dagegen etwas zu tun.

Über die Entstehung und Hintergründe der Elternschulen

Elternschulen werden synonym oft als „Alternativschulen“ bezeichnet. Entsprechend hieß die Entstehung einiger Modelle, verbunden mit einem außerordentlich großen öffentlichen Interesse daran, gegen Ende der 70er Jahre sehr schnell „Alternativschul-Bewegung“.

Damit freilich wird stets mehr begriffen als jene Einrichtungen, die wir heute kennen. Der Ausdruck markiert ein immenses Interesse auch breiter Elternkreise an Alternativen zur Regelschule. Dieses Interesse richtete sich stets nicht nur auf die wenigen inländischen Elternschulen im engeren Sinn, sondern desgleichen auf Reformmodelle im Ausland, etwa im angloamerikanischen Bereich, etwa die dänische Tvind-Schule, etwa die Freinet-Pädagogik, etwa die Überlegungen von Paolo Freire und von Ivan Illich. Es richtete sich natürlich auch auf die noch heute arbeitenden reformpädagogischen Schulen. Von der Entwicklung, fort von den öffentlichen Regelschulen, profitieren mithin alle Formen, vor allem die Waldorf-Schulen wegen ihrer Vielzahl und die Elternschulen, aber auch zum Beispiel die konfessionellen freien Schulen, obwohl sich deren Pädagogik grundsätzlich nicht von der der Regelschulen unterscheidet und ein qualitatives Plus eher durch das größere Engagement von Lehrern, Schulleitung und Eltern einstellt.

Im Sprachgebrauch gelten die Bemühungen der Elternschulen als „alternativ“. Doch diese Begriffsstrategie muss man nicht nur für unglücklich, sondern geradezu für verkehrt halten. Ein selbst nur oberflächlicher Blick in die Geschichte der Schulpädagogik fördert allzu viel längst Bekanntes zutage. Die meisten Ideen, die heute als Element einer „alternativen“ Schulwirklichkeit gehandelt werden, gehen auf über ein halbes Jahrhundert alte Überlegungen der Reformpädagogik zurück. Maria Montessoris Vor- und Grundschulkonzeptionen, Rudolf Steiners Waldorfpädagogik, die Landerziehungsheime oder Peter Petersens Jena-Plansetzten ihre Modelle ebenfalls bewusst der damals üblichen reinen Lern- und Drillschule gegenüber. Kunsterziehungsbewegung, Jugendbewegung, Arbeitsschule, Produktionsschule und der „Bund der Entschiedenen Schulreformer“ verstanden sich in der Zeit von 1900-1930 als Träger einer umfassenden Kulturkritik, die eine neue, aufs Erzieherische gründende Lebensweise mit auch politischen Konsequenzen vorstellte. Sie alle lassen sich von heute immer noch aktuellen pädagogischen Grundprinzipien leiten wie: Förderung statt Auslese; Anpassung der Lernumwelt an die kindlichen Entwicklungsanlagen und Bedürfnisse; menschliche Wertschätzung des Kindes anstelle von Zwang; Begünstigen der Zusammenhänge von Spielen, Lernen und Arbeiten; Auseinandersetzung mit Natur und Wert der Gemeinschaft; Individualisierung von Lernprozessen.

Andere, wenn auch nur scheinbar aktuellere pädagogische Impulse setzte die sogenannte Free-School-Bewegung der 60er Jahre in den USA. Die sehr zahlreichen, aber häufig recht spontanen und wenig abgesicherten Schulgründungen werden durch das amerikanische Recht begünstigt. Es sind kleine Schulen, mit hoher sozialpädagogischer Orientierung, Selbstbestimmung der Kinder und Jugendlichen und zahlreichen der schon aufgeführten Merkmale. Ihre Existenz verstehen sie durchaus als Gegenprogramm zu einem von Entfremdungen, Beziehungslosigkeit und Ökonomiedenken durchsetztem gesellschaftlichen Leben. Dieses Unbehagen artikulierte am klarsten und auch hierzulande am verbreitetsten der Gesellschaftskritiker, Priester, Lehrer, Ökonom und Denker Ivan Illich.

Gegen Ende der 60er Jahre kam es dann in der Bundesrepublik zu einem gesellschaftlichen Stimmungswandel. Parallel zur aufkeimenden und dann auch allgemein verkündeten Reformfreudigkeit griffen besonders fortschrittlich sich verstehende Pädagogen Konzepte antiautoritärer Erziehung auf, die mit der Gründung antiautoritärer Kinderläden auch schnell in die Praxis umgesetzt wurden. Ihrer Idee nach sollten diese Einrichtungen in zweifacher Hinsicht Einfluss auf die gesellschaftliche Wirklichkeit nehmen.

Zum einen ging man davon aus, dass Kinder, die nicht ständig unterdrückt und bevormundet werden, sich frei und ihren menschlichen Anlagen entsprechend entfalten können. Sie würden dann später an jeder (politischen) Unterdrückung in einer „gesunden“ Weise leiden, die sie zu auf Veränderung gerichtetem Engagement führen würde. Dieser Gedankengang ist in der Form heute sicher nicht mehr akzeptabel. In heutigen Elternschulkonzepten findet er sich im Begriff der Selbstregulierung weitergeführt und differenziert wieder.

Zum anderen wollte man durchaus Arbeiter- und Randgruppenkindern helfen. Das ging natürlich meist nicht, weil man unter sich blieb und die engagierten Pädagogen zunächst vor allem ihre eigenen Kinder betreuten. Man verstand sich jedoch in bewusstem Gegensatz etwa zu Alexander Neills aus heutiger Sicht eher „antipädagogischem“ als antiautoritärem und in ländlicher Idylle gelegenem Elite-Internat. Die sogenannten Unterschichtkinder sollten in ihrem Bewusstsein nicht länger durch mittelschichtorientierte Normen und Sprachformen entfremdet werden. Sie sollten weniger kompensatorisch gefordert (also im Sinne des Ausgleichs eines Defızits angepasst) werden, als vielmehr so erzogen und unterrichtet werden, wie es ihrer spezifischen Art, die Wirklichkeit zu erfassen, entspricht. Heutige Schulkonzepte greifen diese Idee im Versuch der Entwürfe von Arbeiterkinderdidaktik auf.

Vorteile einer Elternschule

Die Vielzahl der Bezugspersonen

In keinem anderen Schulmodell ist das zahlenmäßige Verhältnis von Kindern und Erwachsenen so günstig. Es gibt stets mehrere, sehr vertraute Bezugspersonen, die für die Kinder als Anlaufstellen für alle wichtigen Probleme da sind.

Die Dichte der persönlichen Bezüge

Es ist nicht nur so, dass hier halt jeder jeden kennt und schon darum wichtige Ereignisse nie verborgen bleiben. Ein Kind, dem es psychisch schlecht geht, das mit bestimmten Problemen belastet ist oder neurotische Züge aufweist, kann hier nicht einfach übersehen werden. Während in der Regelschule das Aufrechterhalten eines Mindestmaßes an Aufmerksamkeit und Lernarbeit oft schon genügt, um mit tiefergehenden Schwierigkeiten nicht aufzufallen, ist dies in einem Klima starker persönlicher Beziehungen, wie die Elternschulen es aufweisen, nicht möglich.

Die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder

Ihr wird größte Aufmerksamkeit entgegengebracht. Was in der Regelschule oft Nebensache ist, gewinnt hier fast eine größere Bedeutung als die kognitiven Lernprozesse. Miteinander auskommen, Verantwortung übernehmen, Freundschaften schließen, Interessen erkennen und durchsetzen - dass die Kinder zu wirklichen Persönlichkeiten heranwachsen, ist ein Hauptanliegen der Elternschulen.

Der Elternbezug

Er ist schon durch den Gründungs- und Betreibungsprozess so intensiv und direkt gegeben, wie nirgendwo sonst.

Die geringe Größe der Schulen

Sie lässt hier einen überschaubaren Lebenszusammenhang entstehen. Von Anfang an haben die Betreiber erkannt, dass die psychischen Auswirkungen von Massen-Einrichtungen verheerend sind gegenüber den zweifelhaften Vorteilen der dadurch möglichen Spezialisierung und teuren Spezialausstattungen.

Die an Beliebigkeit grenzende Flexibilität der Organisation des Lernens

Nicht jeder wird diesen Punkt auf der Plus-Seite sehen. Der Unterricht setzt sich weitgehend aus Angeboten, Kursen, Projekten und auch lustbetonten Aktivitäten zusammen; eine Freiheit, die dem unvoreingenommenen Besucher manchmal Chaosängste bereitet. Mit dieser Orientierung an dem, was vor allem die Kinder für wichtig halten, bieten die Elternschulen immer noch ein Lernfeld, das dem strikten und durchorganisierten Regelschulvormittag überlegen ist. Die Kinder können sich auch einmal zurückziehen, in Ruhe lesen oder auch gar nichts tun. Ängste, dass die Kinder auf diese Weise ihre Schulzeit „verschlafen“, muss man nicht haben.

Keine Zensuren, Zeugnisse und sonstige Angstmacher

Anstelle der Zeugnisse gibt es ausführliche Berichte, anstelle der Strafen gibt es Auseinandersetzungen und selbstgesetzte Regeln der Kinder, es gibt viel Toleranz und die Fähigkeit, Probleme auch einmal auszusitzen, bis dann Regelungen und auch eine Selbsteinsicht greift, die wirklich einen Fortschritt im Miteinander-Umgehen bedeuten.

Das ständige Neuüberdenken des pädagogischen Handelns

Der Ansatz der Elternschulen ist radikal und lehnt das normale Schule-Halten grundlegend ab. Dies führt dazu, dass die Betreiber der Elternschulen auch über ihr eigenes Tun ständig nachdenken. In zahllosen Diskussionen messen sie es an ihren eigenen Ansprüchen, reflektieren ständig die ablaufenden pädagogischen Prozesse, stellen sich selbst und ihren Ansatz immer wieder in einer Weise in Frage, wie ich es bei keiner anderen reformpädagogischen Modellschule erlebt habe.