Internat

Internat

Rund 250 Internate gibt es in Deutschland. In ihnen leben und lernen etwa 50.000 Mädchen und Jungen. Gängigen Klischees zufolge handelt es sich bei diesen Kindern entweder um Schwererziehbare oder um reiche Sprösslinge, die sich das Abitur erkaufen. In Wahrheit ist die deutsche Internatslandschaft verwirrend vielfältig.

Es gibt verschiedene Gründe, die Eltern dazu bewegen ihre Kinder auf ein Internat zu geben. Dies kann aus Überzeugung, aus Zeitmangel, aus geographischen Umständen (Abgelegener Wohnort, lange Anreise zur Schule) geschehen oder weil die Eltern den Besonderheiten Ihres Kindes nicht gerecht werden können.

Internat ist nicht gleich Internat

Historisch gewachsen ist das Internatswesen in Deutschland vor allem in kirchlicher Trägerschaft. Noch heute stellen konfessionell gebundene Institutionen die Mehrheit der deutschen Internate. Daneben gibt es staatliche Einrichtungen und solche in freier Trägerschaft. Die pädagogischen Konzepte variieren zum Teil erheblich: Während mancherorts Leistung, Disziplin und Elitebildung nach englischem Vorbild im Vordergrund stehen, bezwecken andere Internate ein Lehrer-Schüler-Verhältnis auf Augenhöhe und freie Entfaltung der Schülerpersönlichkeit. Neben Internaten auf allgemeinem Leistungsniveau gibt es spezielle Internatsschulen für Hochbegabte genauso wie solche für Kinder mit Lernschwierigkeiten oder Handicap. Auch musische und sportliche Nachwuchsförderung findet traditionell an Spezialinternaten statt. Manchmal liegen die Gründe für den Internatsbesuch aber auch ganz profan darin, dass keine Schule in Wohnortnähe liegt oder die Arbeitsverhältnisse der Eltern eine ausreichende Betreuung zu Hause nicht gestatten.

Klassische Vollinternate sind selten

Vollinternate beherbergen und unterrichten Schüler. Sogenannte Schülerheime hingegen übernehmen nur die Unterbringung, verteilen ihre Zöglinge aber zum Unterrichtsbesuch auf auswärtige Lehranstalten. Zahlenmäßig dominiert in Deutschland die „Schule mit angeschlossenem Internat“, an deren Unterricht interne und externe Schüler gemeinsam teilnehmen. Die internen Schüler sind häufig sogar in der Unterzahl. Reine Heimschulen, in denen Schüler von der Außenwelt abgeschlossen leben und lernen, bilden heutzutage nur noch die Ausnahme. Rechtlich wird in Deutschland zwischen „staatlich anerkannten Ersatzschulen“ und „staatlich genehmigten Ersatzschulen“ unterschieden. Erstere sind öffentlich-rechtlichen Schulen gleichgestellt und vergeben staatlich anerkannte Schulabschlüsse. An „staatlich genehmigten Ersatzschulen“ müssen die Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn eine „Schulfremdenprüfung“ ablegen, um einen offiziellen Schulabschluss zu erhalten. Dafür sind diese privaten Internatsschulen nicht an staatliche Aufnahme- und Versetzungsregeln gebunden.

Da es verschieden Formen von Internaten gibt, ist es besonders wichtig, dass das richtige Internat ausgewählt wird. Hierbei gilt es besondere Sorgfalt walten zu lassen, damit für die Erziehung Ihres Kindes die richtigen Weichen gestellt werden. Besonders hilfreich ist in diesem Zusammenhang von den Erfahrungen anderer Eltern zu profitieren. Denn bei der Beschäftigung mit diesem Thema ergeben sich viele Fragen, wie z.B.

Vorteile und Nachteile vom Internat aus erziehungswissenschaftlicher Sicht

Das Internat bietet eine anspruchsvolle, wenn auch konventionelle Unterrichtung ihrer Schüler. Ihre Lehrer tun in der Regel das, was ein Regelschullehrer auch tut oder tun sollte. Die Vorteile bestehen in kleinen Klassen, vielfältigeren Methoden, der Möglichkeit, Gruppen zu bilden und zu differenzieren, im persönlicheren Verhältnis von Lehrer und Schülern. Dennoch bleibt der Unterricht (Schule) im herkömmlichen Sinn: Andere Reformschulen oder die so genannten Alternativschulen sind in der Veränderung des klassischen Lehr-Arrangements weitergegangen.

Die individuelle Förderung im Internat

Sie ist kein leeres Versprechen der Schule; das dichte Zusammenwohnen von Lehrern und Schülern, die gute Lehrer-Schüler-Relation, die Tatsache, dass in einem Internat praktisch jeder jeden kennt, all das sind Umstände, die das spezifische Eingehen auf die Probleme des einzelnen Kindes ermöglichen. Die Lehrer oder der inzwischen fast überall vorhandene Schulpsychologe sind in der Lage, Ausfälle und Schwierigkeiten und entsprechende Fördermaßnahmen bis hin zu psychotherapeutischer Beratung bereitzustellen.

Die Integration von Außenseitern im Internat

Außenseiter-Kinder finden auch in dem Internat nicht gerade ein Paradies vor, auch dort gibt es Missgunst, Hackordnung, mitunter auch einmal Rücksichtslosigkeit. Das hohe pädagogische Ethos der Internate bewirkt aber, dass solche Probleme nicht unter den Tisch gekehrt werden, dass die Pädagogen versuchen, solche Schwierigkeiten immer wieder mit allen Kindern zu thematisieren, ja, dass dieser Problembereich geradezu eines der Haupteinübungsfelder im Hinblick auf das soziale Miteinander darstellt. Häufig ist es freilich auch so, dass sozial oder körperlich behinderte Kinder im Internat von vornherein nicht auffallen, vollständig integriert sind und sich so entfalten können, dass sie auch später nicht mehr unter Auffälligkeit leiden.

Die Persönlichkeitsbildung durch das Gemeinschaftsleben im Internat

Werde ich noch kritisieren, dass über die Wirkungen dieser Heimpädagogik keine genauen wissenschaftlichen Untersuchungen vorliegen. Dennoch darf man auf der Grundlage subjektiver Beobachtungen und Eindrücke zunächst wohl davon ausgehen, dass die Internate hier einen spezifischen erzieherischen Wert besitzen, dass die Kinder eher als in Halbtagsschulen und einem normalen Elternhaus solche Persönlichkeitsmerkmale wie Selbständigkeit, Kritikfähigkeit, Nonkonformismus, Toleranz oder auch soziale Verantwortung ausprägen werden.

Der handwerklich praktische Bereich im Internat

Hier bieten fast jedes Internat verschiedene anspruchsvolle Betätigungsmöglichkeiten, die weit mehr darstellen, als eine originelle Freizeitaktivität. Der Bereich der praktischen Arbeit, z. B. auch für den Internatsbetrieb, nimmt einen eigenen pädagogischen Stellenwert ein. Dem Internat geht es auch hier um eine Bildung des Menschen als Ganzem, der mithin durch intellektuelles Tun nicht von praktischem Wirken und Fähigkeiten entfremdet werden darf, der den Bezug zu den grundlegenden Arbeiten zur menschlichen Lebenserhaltung nicht verlieren darf. Arbeit, Praxis und Handwerk besitzen in den Internaten einen klaren Stellenwert bezüglich des Selbstbildes, des Selbstwertgefühls und der Persönlichkeitsbildung der Schüler.

Die Resistenz gegenüber Modeerscheinungen im Internat

Ein Punkt, auf den die Internate ebenfalls - zu Recht - stolz sind. Sie üben in dieser Hinsicht keinen blinden Konservatismus. Es ist vielmehr so, dass aus ihrer ländlichen Lage und einer gewissen, zuweilen durchscheinenden Zivilisationsfeindlichkeit ein gesundes Misstrauen gegenüber Modenbewegungen erwächst, mit der Konsequenz, nur sehr vorsichtig und zögernd auf neue Züge aufzuspringen. Die verantwortlichen Erwachsenen in den einzelnen Internaten denken über alles Neue, seien es Verlockungen für die Kinder und Jugendlichen, seien es pädagogische Ansätze, seien es soziale Erscheinungen, vom Bezugspunkt ihres stark historisch verankerten Selbstverständnisses her. Dies verhilft ihnen in vielem zu kritischen Einstellungen, zu distanzierter Betrachtung und zu einem hohen Standard der Reflexion ihrer pädagogischen Ziele und ihres pädagogischen Handelns.

Die Nachteile der Internatserziehung

Kehrseite der Resistenz gegenüber Modeerscheinungen ist ein in vielen anderen Aspekten zu abgeschlossenes Verhaftet Sein im eigenen Denkansatz. Dies zeigt sich in diesem und den folgenden drei Punkten.

Die Überbetonung des Bildungs- und Erziehungsbegriffes im Internat

So lebt die pädagogische Idee der Internate maßgeblich von einem ausgesprochen hohen pädagogischen Anspruch, dessen Einlösung jeder vernünftig und praktisch denkende Pädagoge für unrealistisch halten muss. Die Diskussionen, die in diesem Zusammenhang um Bildungs-, Erziehungs- und Elitebegriffe geführt werden, geraten entsprechend abgehoben und erhalten allein schon quantitativ ein Gewicht, das ihnen in Relation zu den sich stellenden Praxisproblemen und auch zum neueren Stand der erziehungswissenschaftlichen Diskussion nicht zukommen müsste.

Die mangelnde wissenschaftliche Kontrolle im Internat (Privatschule)

Als sich in den 60er Jahren das pädagogische Denken in der Bundesrepublik Deutschland zu verändern begann, kamen damit auch andere und konsequentere forschungsmethodologische Gesichtspunkte ins Spiel. Die Erziehungswissenschaft wurde empirischer, sozialwissenschaftlicher ausgerichtet und bezog auch zunehmend Erkenntnisse der pädagogischen Psychologie mit ein. Die Internate tun bis heute aber wenig, um ihre Arbeit in einem neueren Sinn wissenschaftlich zu kontrollieren. Die Berichte ihrer Arbeit verbleiben auf der Ebene subjektiver Erfahrungen und Eindrücke, sind Einzelfallstudien ansonsten eine inhaltliche Auseinandersetzung, die den Standards der geisteswissenschaftlichen Pädagogik entspricht.

Die Überbewertung der therapeutischen bzw. sozialpädagogischen Funktion im Internat

Was die Internate über ihre spezifischen Möglichkeiten im erzieherischen und im psychosozialen Bereich mitteilen, halte ich für richtig; auch ist beachtlich, dass fast alle über einen Schulpsychologen verfügen. Dennoch halte ich die Einschätzung für überzogen, dass es Kinder gibt, denen nur das Internat helfen kann. Eltern, ob allein erziehend, im Ausland lebend oder sonst wie von besonderen Umständen betroffen Kinder, die behindert, sozial isoliert oder psychisch beeinträchtigt sind, finden in Deutschland ein wesentlich vielfältigeres Schul-, Erziehungs- und Therapieangebot vor als noch vor 20 Jahren: andere Reformschulen, öffentliche Modelleinrichtungen, Kinder-, Jugendlichen-, Erwachsenen- oder Familientherapieangebote der verschiedenen psychotherapeutischen Schulen. Die Internate sind dabei in vielen Fällen sicher nicht die schlechteste Lösung, aber beileibe nicht die einzige. Die Entscheidung, das Familienleben eines Kindes durch ein Internat zu ersetzen, weil einzig damit eine bessere psychosoziale Betreuung gewährleistet ist, sollte besonders selbstkritisch getroffen werden und dabei jede denkbare Alternativlösung berücksichtig werden.

Der Umgang mit sozialen Zeiterscheinungen im Internat

So sehr die Traditionsverbundenheit der Internate auch zu loben ist, als Kehrseite zeigt sich zuweilen doch eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber sozialen Phänomenen, die nicht in das naturverbundene, erziehungsorientierte, gemeinschaftsfördernde und bildungsethische pädagogische Konzept integrierbar scheinen. Elektronische Datenverarbeitung, neue Medien, Videoboom, Punk/Rap, Nofuture-Stimmung sind Zeiterscheinungen, denen nicht mehr allein begegnet werden können. Abschirmung, Beispiel und Appelle an die Vernunft als pädagogische Mittel gelten heute keineswegs als erzieherischer Königsweg, wenn es darum geht, Heranwachsende von Normierungsdruck zu lösen und ihnen im Umgang mit den vielfältigen heutigen Zugriffen auf ihr Fühlen und Denken beizustehen.

Die Qualifikation des Personals im Internat

Trotz ihrer doch recht spezifischen pädagogischen Ausrichtung gibt es für die Internate meist keine eigene Weiter- und Fortbildung der dort tätigen oder beginnenden Pädagogen, wie es z.B. bei den Waldorf- oder Montessori-Schulen üblich ist. Die erzieherischen und sozialpädagogischen Anforderungen an die Lehrer sind in den Heimen beträchtlich, und die Lehrerausbildung qualifiziert selbst für die in den Regelschulen sich stellenden Probleme nicht ausreichend. Dennoch scheinen die Internate diesen Qualifikationsgesichtspunkt eher der Intuition oder äußerlichen Merkmalen des Berufsweges von Bewerbern zu überlassen.

Gute Examen allein bieten im Übrigen keine Gewähr dafür, dass ein Bewerber die hohen Anforderungen in Schule und Internat erfüllen kann. Selbstverständlich muss zur Abdeckung von Unterricht die Fächerkombination stimmen. Pädagogische Berufserfahrungen außerhalb der Schule sind erwünscht, etwa mit Jugendgruppen, eine Bereitschaft und Fähigkeiten zu Nebentätigkeiten im musischen Bereich sollten erkennbar sein. Außerdem wünscht man sich Pädagogen, die Kinder ganz einfach auch gern haben - eine schwer überprüfbare Forderung. Erst nach einiger Zeit erhalten neue Mitarbeiter darum einen unbefristeten Arbeitsvertrag - die höhere Fluktuation der Pädagogen ergibt sich dadurch zwangsläufig.
Solche Kriterien sind zu schwach und zu zufällig und zu sehr am Bild eines „fertigen Pädagogen“ orientiert, der nichts mehr hinzulernen muss.
Im Übrigen: Welche Qualität von Beziehungen ein Pädagoge zu Kindern einzugehen in der Lage ist, kann man sehr wohl beobachten, etwa wenn er zwei Stunden mit Kindern spielt. Als Versäumnis innerhalb der laufenden Arbeit sehe ich zudem, dass trotz des Vorhandenseins psychotherapeutisch ausgebildeter Psychologen keine Supervision des Erziehungsgeschehens in Betracht gezogen wird.

Das patriarchalische System im Internat

Jede Schule besitzt einen Leiter, der bis heute und entsprechend dem Vorbild der englischen public schools durchaus eine Art Vaterrolle im gesamten Heimbereich einnimmt. Nun muss man sicherlich nicht gleich, wie es z. B. die Waldorf-und die Alternativschulen tun, auf eine Leiterpersönlichkeit verzichten. Das Internat übernimmt jedoch die Gründervater-Mentalität bis heute ungebrochen, blenden eine Reflexion über die Funktionen und Auswirkungen eines so strukturierten Internats völlig aus und entwickeln nicht einmal ansatzweise Gedanken über Alternativmodelle.

Die Erziehung im Internat

Viele Jahrhunderte lang war eine Ausbildung an der Universität nur über den Besuch kirchlicher Internate möglich. Daher stammt auch der Glaube an eine Eliteausbildung. Viele große Wissenschaftler, Politiker und Industrielle genossen die Ausbildung im Internat. Momentan wird vor allem Wert auf spezielle Bildungsaufgaben, wie die Förderung der Hochbegabten, gelegt.

Schulen, die lediglich im Halbtagsbetrieb tätig sind, scheitern heute zunehmend an der Erziehung der Kinder. Eltern wünschen sich aber eine bestmögliche Förderung für den Nachwuchs. Im Internat ist das Leben gänzlich auf die Kinder ausgelegt und es werden feste Erziehungskonzepte verfolgt. Die Regeln werden deutlich strenger eingehalten, als das in einer Familie möglich ist oder sein soll. Um das Wohlergehen der Kinder kümmern sich Erzieher, Lehrer und Küchenpersonal. Dabei ist die Zahl der zu betreuenden Kinder meist nur halb so groß wie an üblichen Schulen.

Straffe Organisation im Internat

In vielen Internaten ist der Tag für die Kinder und Jugendlichen straff organisiert. Es wird mit Frühstück und in kirchlichen Einrichtungen mit der Andacht begonnen. Der Unterricht wechselt sich mit den Mahlzeiten, mit Lern- und Arbeitszeiten sowie mit zusätzlichen Angeboten ab. In vielen Internaten ist das Fernsehen erst ab einer bestimmten Klasse möglich, oft nur am Wochenende und selten vor dem Abendessen. Für das Zubettgehen gibt es feste Zeiten. Allerdings werden auch viele Internate nach 22 Uhr zu einem regelrechten Gefängnis, wenn kontrolliert das Licht ausgeht und niemand mehr hinein oder heraus darf. Drogen, Alkohol, der Besuch der Zimmer des anderen Geschlechts oder abendliche Partys sind oft tabu. Viele Schüler haben anfangs Schwierigkeiten mit den starren Regelungen, finden sich aber rasch in den geregelten Internatsablauf hinein. Mit Konsequenz und dem Verfolgen von Erziehungs- und Bildungsidealen wird heute gearbeitet, Bestrafungen sind inzwischen tabu. Insofern haben moderne Internate nichts mehr mit den Besserungsanstalten gemein, als die sie früher oft bezeichnet wurden.

Internatsleben - Leben im Internat

„Benimm dich endlich, oder du musst ins Internat!“ Diese Drohung haben wohl schon viele Kinder zu hören bekommen. Dabei haben die heutigen Internate so gar nichts mehr mit den früheren Anstalten gemein, in denen die Kinder und Jugendlichen regelrecht weggesperrt wurden und eine strenge Erziehung bekamen. Den Ruf als Eliteanstalten haben sie aber noch nicht verloren.

Kinder aus allen Schichten

Die Frage, ob ein Kind in ein Internat kommt oder nicht, hängt heute kaum mehr vom Einkommen der Eltern ab. Vielmehr treffen auch hier Kinder aus allen sozialen Schichten aufeinander. So lernen selbst Internatsschüler, Menschen aus sozial schwächeren Schichten zu respektieren und mit diesen zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig sind in Internaten Kinder und Jugendliche aus schwierigen familiären Verhältnissen zu finden, die beispielsweise vom Jugendamt aus dem Elternhaus geholt wurden. Teilweise übernehmen sogar die Jugendämter oder andere soziale Stellen die Kosten für die Unterbringung.

Betreuung rund um die Uhr

Die Kinder und Jugendlichen werden rund um die Uhr im Internat betreut. Es wird für die Mahlzeiten gesorgt, wobei hier in der Regel eigene Küchen genutzt werden. Essen aus der Mikrowelle gibt es kaum, gesund und selbst gekocht soll es sein. Erzieher und Lehrer kümmern sich um das Wohl der Kinder, sind Seelsorger und Erziehungspersonen. Sie sorgen für einen geregelten Tagesablauf und dass die Kinder den Unterricht besuchen. Sie kümmern sich um zwischenmenschliche Probleme und das reibungslose Zusammenleben.
Auffallend ist, dass sich viele Internatsschüler aufgrund der strengen Regeln leichter zurechtfinden und miteinander auskommen. Auch die Abende sind organisiert, zu festen Zeiten müssen alle in ihren Zimmern sein.
Übrigens sind heute nicht mehr alle Internate als Schulen und Unterbringungsmöglichkeiten für die Kinder unter der Woche konzipiert. Viele Einrichtungen bieten eine Ganztagsbetreuung an, die Kinder fahren dann nach Beendigung der Angebote mit Bussen nach Hause. Ganztagsschulen machen diesen Einrichtungen aber zunehmend Konkurrenz.

Staatliche Internate

In Deutschland gibt es zahlreiche staatliche Internate. Träger dieser Einrichtungen sind in der Regel die Bundesländer, einige Schulen werden aber auch durch die Kommunen finanziert. Zuschüsse durch die Eltern sind in der Regel nötig.

Finanzierung

Der Besuch eines staatlichen Internats ist nicht ganz kostenfrei. Mit Zuschüssen zwischen 150 und 300 Euro pro Monat muss gerechnet werden, teilweise werden auch bis zu 350 Euro verlangt. Manchmal schießt das Jugendamt einen Teil der Kosten zu, auch über ein Stipendium oder einen Bildungskredit kann die Ausbildung hier finanziert werden. In Einzelfällen wird auch BAföG gewährt. Das Jugendamt übernimmt in einigen Fällen die gesamten Kosten, wenn etwa ein Kind nicht mehr im Elternhaus untergebracht bleiben kann.

Angebote

Staatliche Internate gleichen den üblichen Ganztagsschulen, dazu kommt aber eine Unterbringungsmöglichkeit über Nacht und teilweise auch über das Wochenende. Am Tage finden die Unterrichtsangebote statt, dazu kommen erweiterte Angebote für Sport, Kunst, Musik, Handwerk und weitere Fachrichtungen. Ähnlich den Arbeitsgemeinschaften in Schulen können sich die Kinder hier für diverse Angebote einschreiben und diese regelmäßig absolvieren. Erzieher und Lehrer stehen den Kindern und Jugendlichen ganztags zur Seite und kümmern sich um deren Wohl.

Private und staatliche Internate

Staatliche Internate verlangen geringere Preise und haben die Messlatte für die Aufnahme neuer Schüler niedriger angelegt. Es werden weniger Stipendien vergeben. Diese fallen eher in den Bereich der privaten Internate, die damit werben, eine bessere Ausbildung zu offerieren. Staatliche Internate sind für viele Eltern die erste Wahl, wenn sie sich selbst nicht ausreichend um ihr Kind kümmern können oder wenn es aus einer bestimmten sozialen Gesellschaft herausgeholt werden soll. Auch bei einem sehr weiten Schulweg kann die Unterbringung im Internat sinnvoll sein. Eine bessere Ausbildung in Bezug auf die Schulfächer bieten staatliche Internate im Vergleich zu guten Ganztagsschulen aber in der Regel nicht.

Fragen und Antworten zum Thema Internat

Bei Privatschulen handelt es sich um Einrichtungen, in der die Kinder und Jugendlichen unterrichtet werden und im angeschlossenen Internat wohnen. Dabei gibt es verschiedene Formen von Internatsschulen. Neben dem Internat als integrierte Wohn-, Betreuungs- und Lehreinrichtung gibt es Internate, die Schülern aus der umliegenden Region erlauben zu Hause zu wohnen und nur die schulischen Angebote wahrzunehmen. Des Weiteren gibt es Internate, die über keine eigenes Schulangebot verfügen. Diese sind meistens umliegenden Schulen angeschlossen und nutzen deren Angebote. Die meisten Internate in Deutschland sind in verschiedenen Verbänden organisiert und unterscheiden sich durch ihren Erziehungsauftrag und ihre Ausrichtung.
Neben den privaten Internaten gibt es in Deutschland auch öffentliche Internate. Träger dieser Internate sind entweder die Stadt, der Landkreis oder das Bundesland.

Das Lernen in einem Internat soll über die reine Wissensvermittlung hinausgehen und vielmehr die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Lernenden fördern, damit dieser sein volles Potential entfalten kann. Internate in Deutschland bieten gerade bei sinkendem Bildungsniveau die Möglichkeit eine fundierte und hochwertige Schulausbildung zu erhalten.

Aufnahmeverfahren im Internat

Ein Großteil der Aufnahmen kommt durch Mundpropaganda zustande. Die Eltern fordern einen Hausprospekt an und kommen dann gegebenenfalls mit dem Kind zu einem Besuch, der etwa 3-4 Stunden dauert. Es wird kein Kind aufgenommen, das nicht vorher gesehen wurde. Ab dem 13. Lebensjahr werden die Kinder - bei Anwesenheit der Eltern - gefragt, ob sie kommen wollen. Sie entscheiden sich, obwohl manche Eltern das nicht wünschen. Es wird auch abgelehnt, sofort bei diesem Besuch den Aufnahmeantrag abzuschließen, was manche Eltern wollen. Da man mit monatlichen Internatskosten von 350 bis 3000 Euro rechnen muss. Es soll nicht nur gute Schulausbildung sein, die die Kinder hier erfahren; es geht um die Gesamtpersönlichkeit, um soziales Lernen, um das Erlernen eines Umgangs mit Menschen, die man sich nicht aussuchen kann, lernen, auch Rücksicht zu nehmen, zu helfen. Es geht auch um eine Ausbildung des Gemüts, d. h. der Empfindsamkeit für viele Dinge im täglichen Miteinanderleben, für den anderen Menschen.

Worauf Sie bei einem Internat achten sollten

Hier eine Auswahl an Kontrollfragen, die Ihnen dabei helfen sollen, bisher noch nicht betrachtete Aspekte bei der Wahl des Internats zu berücksichtigen.

Die Internate, die indessen ihren sozialen, fürsorglichen Auftragen ernst nimmt, wird immer bestrebt sein, ihr Augenmerk gerade auf jene Kinder zu legen, denen Ausgeschlossen sein, Ängste und Depressionen drohen, sie wird die Beziehungen und Gruppenprozesse im Internat immer wieder zum Thema machen und sie nicht dem Zufall überlassen, ebenso wenig, wie sie das mit Lernschwierigkeiten macht.
So betrachten sich denn auch viele Internatsschulen durchaus als eine erste Adresse, wenn es um Kinder mit sozialen Problemen geht. Psychologen, die vielerorts in den Internaten mitarbeiten, wissen von Kindern und Jugendlichen zu berichten, die von ihren getrennt lebenden Eltern oft wenig wissen wollen und auf Heimfahrten keinen Wert legen. Andere Schüler, die sich von zu Hause abgeschoben fühlten, sind mehrfach aus den Internatsschulen weggelaufen, bis sie sich dort, nach vielen Gesprächen, zu Hause fühlen konnten. Ein psychotherapeutisch ausgebildeter Pädagoge oder Psychologe, das ist von vielen Internaten erkannt worden, kann hier durch helfende Gespräche und durch Vermittlungsbemühungen zwischen Kindern und Eltern und zwischen Schülern und Lehrern das Internatsleben erheblich menschlicher, entspannter und für die Entwicklung der Schüler förderlicher gestalten.
Diese Chance haben auch viele Jugendämter und andere Sozialbehörden gesehen. Es ist seit Jahren eine übliche Praxis, manche Kinder, die man als besonders geeigneten Fall aussucht, in die Obhut von Internaten zu geben, weil damit einerseits die Probleme der Familie erleichtert werden, andererseits eine relativ kostengünstige Lösung gefunden ist, da für einen Erziehungsheimplatz etwa das Doppelte zu veranschlagen ist wie für die Internatsunterbringung. Der öffentliche Kostenträger kann durchaus als Finanzierungsmöglichkeit in Betracht gezogen werden für unvollständige oder sonst wie belastete Familien.
Es ist nicht möglich, für die vielen so verschiedenen deutschen Privatschulen pauschal eine Bewertung aus erziehungswissenschaftlicher Sicht vorzunehmen. Verlässliche Empfehlungen sowie eigene Prüfung nicht nur des materiell fasslichen Angebots (Schwimmbad, Sportmöglichkeiten, Komfort), sondern auch des pädagogischen Klimas, der Art der menschlichen Beziehungen, die zwischen den Personen und Personengruppen in der Einrichtung bestehen, sehe ich als unerlässlich für eine richtige Schulwahlentscheidung an.

Noch einige Vorteile der Internatserziehung - Freiwerden von Normierungsdruck

Wenn die zahlreichen heute gegebenen Einflussgrößen wie Mode, Massenmedien, Konsumwerbung, Bestsellerlisten usw. schon auf Erwachsene einen so großen Normierungsdruck ausüben, wie stark wirken sie dann erst auf Kinder und Jugendliche - gerade das Urpersönliche und damit Schwerfassliche ist eine große Gefahr.
Die pädagogische Antwort der Internatserziehung kann dennoch nur sehr allgemein formuliert werden: Schärfung der Kritikfähigkeit, Stärkung der Selbständigkeit, des Mutes zum Anderssein. In der Praxis erfordert es ein oft jahrelanges Bemühen, um bei einem einzigen Schüler die Veränderung in der gewünschten Richtung zu erreichen. Daran arbeiten mit: die Zeit durch das natürliche Reifwerden des Kindes; der Erwachsene durch sein Vorbild und sein Wort in der Klasse, die Kameradschaft im Internat und, wenn sich der rechte Augenblick bietet, durch ein persönliches Gespräch.

Heilsame Stille - Die moralische Erziehung im Internat

Nichts Großes gedeiht in einer Atmosphäre der Zerstreuung, aus diesem Grund bilden Perioden der Stille, die im Tagesablauf fest verankert wurden, wie z. B. das Schweigen vor der Morgenfeier und vor den Mahlzeiten, die Ruhestunde, die Arbeitsstunde und die Zeit nach 22 Uhr, einen ganz wesentlichen Bestandteil des erzieherischen Klimas im Internat. Aufgrund der immer rasanteren technologischen und sozialen Entwicklungen genügt es jedoch nicht mehr nur solche Möglichkeiten bereitzustellen; es gilt, sie aktiv zu vertreten und auch Techniken wie die Meditation zu lehren.
Angesichts des immer breiter werdenden Spektrums möglicher Werte wird auch eine Werte-Erziehung fragwürdig. Nur der umgekehrte Weg kann zum Erfolg führen. Lehrer und Schüler müssen die Möglichkeit haben, zusammen Erfahrungen zu machen, dann darüber zu sprechen und, wenn man es für nötig hält, als Ergebnis dieser Reflexion bestimmte Werte als richtungsweisend zu nennen.
Als Ergebnis solcher Erfahrungen hier eine ganze Reihe von Problembereichen, die, obwohl sie nirgends schriftlich fixiert wurden, immer wiederkehrende Themen im Erziehungsalltag des Internats darstellen; z. B.:

Internat - Bewertung aus pädagogischer Sicht

Die Internate verweisen mit Stolz - und mit Recht - darauf, durch ihren Doppelcharakter Schule und Heim einmalige pädagogische Möglichkeiten zu besitzen. Sie wollen erziehen, nicht nur unterrichten - und anders als die normale Halbtagsschule verfügen sie über das praktische Einübungsfeld, das Miteinanderleben, das gemeinsam „sich-aushalten-können“, sich vergnügen, sich reiben, sich streiten, das gemeinsame arbeiten usw. in ihrer besonderen Form der Verbindung von Schule und Leben können sie es sich gar nicht leisten, das Lernen und Agieren der Kinder in erster Linie nur auf die Zukunft hin zu verstehen und ihr pädagogisches Handeln so vornehmlich auf das Später, das Danach, auf den „Ernst des Lebens“ hin auszurichten.
Anders als die Halbtagsschule zählt vielmehr das Hier und Jetzt.
Was den Kindern erzieherisch vermittelt wird, die Erfahrungen, die sie machen, all das wirkt sich unmittelbar auf die gegenwärtige Situation im Internat aus, hat sich dort zu bewähren und immer wieder neu zu formen. So stehen Lernen und erzogen werden auf der einen und das praktische Leben, die Anwendung auf der anderen Seite in einem ständigen lebendigen Wechselprozess. In diesem pädagogischen Feld bieten sich in der Tat diverse Chancen, lauern aber auch besondere Probleme und Gefahren.

Das Internat anstatt der Fachoberschule

Kinder und Jugendliche, die ein Internat besuchen, müssen nicht zwangsläufig mit dem Abschluss der 10. Klasse oder dem Abitur von der Schule abgehen. Auch der Erwerb der Fachoberschulreife ist möglich.
Die Fachoberschulen an deutschen Internaten sind entweder in staatlicher oder in privater Trägerschaft.

Verschiedene Fachrichtungen

Bei der Ausbildung an der Fachoberschule in einem Internat können verschiedene Fachrichtungen belegt werden. Das private Internat Schloss Schwarzenberg zum Beispiel bietet die Fachrichtungen Wirtschaft und Verwaltung, Sozialwesen sowie Technik an. Nach zwei Jahren führt der Besuch der Fachoberschule zur Möglichkeit, die Fachhochschulreife zu erwerben.
Damit kann an allen Fachhochschulen studiert werden, lediglich künstlerische Studiengänge sind davon ausgenommen, sofern ein besonderer Eignungsnachweis dafür erbracht werden muss. Zu einem Studium an einer Universität befähigt dieser Abschluss nicht.

Voraussetzungen

Die einzelnen Internate legen die Aufnahmevoraussetzungen jeweils intern fest. Generell wird aber ein mittlerer Schulabschluss verlangt, dem ein bestimmter Notendurchschnitt zugrunde gelegt wird. Persönliche Aufnahmegespräche, in denen die Neigungen des Bewerbers sowie eventuelle Besonderheiten besprochen werden, sind ebenfalls in fast allen Internaten üblich.
Die Bewerbungen für den Besuch eines Internats mit Fachoberschule sind in der Regel ab dem Erhalt des Zwischenzeugnisses möglich. Auch während des Jahres können Schüler an das Internat wechseln, nähere Auskünfte dazu erteilt das jeweilige Internat selbst.
Bevor das Lernen in einem Internat mit Fachoberschule beginnen kann, muss ein Vertrag unterzeichnet werden. Hierbei müssen die Eltern oder Erziehungsberechtigten ihr Einverständnis geben.
Natürlich müssen auch bestimmte Kosten getragen werden. Diese unterscheiden sich ihrer Höhe danach, ob es sich um ein privates oder staatliches Internat handelt. Private Anbieter sind in den meisten Fällen deutlich teurer. Die günstigsten Angebote beginnen bei rund 40 Euro pro Monat, aber auch mehrere Tausende Euro können eingeplant werden. Möglichkeiten der Finanzierung gibt es zudem über BAföG, den Bildungskredit oder über Stipendien, wobei diese für die Fachoberschule recht selten vergeben werden.

Das Internat anstatt der Hauptschule

Neben renommierten Eliteinternaten gibt es in Deutschland zahlreiche Internate, die gezielt schwierigere Schüler aufnehmen und in geschützter Umgebung zum Hauptschulabschluss führen. Kleine Klassen, feste Strukturen und permanente pädagogische Betreuung bringen in so manchem einstigen Schulversager ungeahntes Potential zum Vorschein. In einigen Fällen finanzieren sogar die Jugendämter im Rahmen der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Menschen den Internatsbesuch.

Warum auch Problemschüler im Internat die Kurve kriegen

Das Internatsleben kann eine ganzheitliche Erziehung leisten, die im Halbtagsbetrieb der normalen Schulen schlichtweg nicht möglich ist. Rund um die Uhr sind respektvolles Sozialverhalten, Disziplin und Selbstdisziplin gefordert. Einfach verschlafen oder dem Unterricht fernbleiben ist in der räumlichen Nachbarschaft von Schule und Wohnheim nicht drin. Manche Kinder erleben im Internat zum ersten Mal einen strukturierten Alltag mit Ritualen wie regelmäßigen gemeinsamen Mahlzeiten, Hausaufgabenzeiten und Erholungsphasen. Die Klassen sind in der Regel deutlich kleiner als an Regelschulen, sodass die Lehrer sich intensiver um die Belange jedes Einzelnen kümmern können. Wer sich eingliedert und mitarbeitet, wird mit Wertschätzung und Zugehörigkeitsgefühl belohnt. Als Ausgleich zum Schulalltag locken außerdem sinnvolle Freizeitangebote: Fußball statt Fernsehen, Arbeitsgemeinschaften statt Abhängen.

Finanzielle Förderung durch das Jugendamt

In Einzelfällen ist es sogar möglich, den Internatsaufenthalt vom Jugendamt finanzieren zu lassen. Gemäß § 35a des Kinder- und Jugendhilfegesetz steht Kindern dann Eingliederungshilfe zu, wenn sie unter einer seelischen Störung leiden, durch die sie länger als sechs Monate von dem für ihr Lebensalter typischen Zustand abweichen und durch die langfristig ihre Integration in die Gesellschaft gefährdet ist. Der Ermessensspielraum ist bei dieser Formulierung groß. Um die Hilfe zu beantragen, müssen Eltern ein ausführliches schulpsychologisches Gutachten erstellen lassen, das die Lernschwächen, den Leidensdruck sowie soziale und andere Schwierigkeiten ihres Kindes dokumentiert. Falls ein besonderer pädagogischer und therapeutischer Bedarf anerkannt wird, hängt die Höhe der Förderung von den Einkommensverhältnissen der Eltern, den Internatskosten und dem Budget des zuständigen Jugendamtes ab.

Das Internat anstatt der Grundschule

In Deutschland gibt es verschiedene Internate, die schon für die Jüngsten in Frage kommen. Zum einen müssen die Schulen mit angeschlossenem Internat genannt werden, die sich mit ihrem Angebot an Kinder der Altersstufen 6 bis 12 richten. Hier findet der Unterricht also von der ersten bis zur sechsten Klasse statt. Zum anderen gibt es Internatsschulen, bei denen die Kinder ab der ersten Klasse bis zum Ende der Schullaufbahn lernen können. Sie können hier sogar das Abitur erwerben und müssen während der gesamten Zeit nicht einmal die Schule wechseln.

Ganztagskonzepte für Kleine

Frühmorgens beginnt der Unterricht, wobei nicht nur Internatsschüler in der Schule unterrichtet werden, sondern auch externe Schüler. Unterbrochen von Pausen zieht sich der Unterricht bis zum Mittagessen. Danach geht der Unterricht weiter. Auch die Hausaufgabenbetreuung sowie verschiedene Freizeitangebote sind in den Nachmittagsablauf integriert. Im Grunde ähneln die Konzepte der Internats-Grundschulen den üblichen Ganztagsschulen. Sind die Angebote am Nachmittag vorüber, fahren die externen Schüler nach Hause, die übrigen Kinder verbleiben im Internat.

Besondere pädagogische Fähigkeiten

Gerade für die Jüngsten ist es oft schwer, so lange von zu Hause getrennt zu sein. Teilweise verbleiben die Kinder sogar über das Wochenende im Internat und fahren lediglich in den Ferien in ihre Familien. An die Lehrer und Erzieher werden daher besondere Anforderungen gestellt. Sie müssen in der Lage sein, den Kindern ein stabiles Umfeld zu bieten, einen geregelten Tagesablauf und Freizeitangebote, die den Interessen der Kinder entsprechen. Gleichzeitig sind sie Bezugspersonen und Seelsorger, wenn die Kinder etwas bedrückt.
Auch wenn sich die Kleinen oft sehr rasch in den Alltag im Internat integrieren, zeigen sich gerade in dieser Altersstufe häufig Probleme. Der Betreuungsschlüssel ist daher gerade in den privaten Internaten sehr niedrig angelegt, so dass ein Erzieher oder Lehrer nur ein bis zwei Kinder intensiv betreuen muss.

Das Internat anstatt der Gesamtschule

Leitgedanke von Gesamtschulen ist es, Kinder nicht bereits nach der Grundschule leistungsgerecht auf unterschiedliche Schulen zu selektieren, sondern sie auch in der Sekundarstufe weiterhin an einer Schule zu unterrichten. Die Schüler lernen dabei unter einem Dach und erreichen je nach Fortentwicklung ihrer intellektuellen Fähigkeiten unterschiedliche Schulabschlüsse. Auch eine Reihe von Internaten bietet in Deutschland diesen Bildungsgang an. Sie unterscheiden sich dabei in ihren pädagogischen Ansätzen sowie darin, welcher Schulabschluss maximal erreicht werden kann.

Kooperative vs. Integrierte Gesamtschulen

Kooperative Gesamtschulen setzen im Prinzip das dreigliedrige Schulsystem intern fort, indem die Schüler innerhalb eines Schulgebäudes entweder einen Hauptschul-, Realschul- oder Gymnasialzweig durchlaufen. Gemeinsamer Unterricht findet nur beim Sport oder in den musischen Fächern statt. Integrierte Gesamtschulen setzen dagegen auf Binnendifferenzierung in jedem einzelnen Fach. Für jedes Unterrichtsfach gibt es Kurse auf verschiedenen Leistungsniveaus. Wer in Fremdsprachen keine Probleme hat, aber dafür mit Naturwissenschaften hadert, kann so z. B. in Englisch den Erweiterungskurs auf Gymnasialniveau, in Chemie hingegen nur den Förderkurs besuchen. Auf das Konzept der Integrierten Gesamtschule setzen rund fünfzehn deutsche Internate. Darunter befinden sich auch zwei mit Montessori-Pädagogik, drei mit anthroposophischer Ausrichtung sowie mehrere sportbetonte Internate. Das wohl bekannteste deutsche Internat mit Integrierter Gesamtschule ist die Odenwaldschule im hessischen Heppenheim.

Welche Abschlüsse sind an Gesamtschulinternaten möglich?

Gesamtschulen, die bereits nach der 9. Klasse enden, sind in der Internatslandschaft selten anzutreffen. Eine derartige Schule ist das anthroposophische Internat Georgenhof, das sich gezielt an verhaltensauffällige und lernschwache Schüler richtet. Einige Gesamtschulen führen bis zum Realschulabschluss, sodass Schüler mit höherem Bildungsziel anschließend auf eine externe gymnasiale Oberstufe wechseln müssen. An mehreren Gesamtschulinternaten können Schüler aber auch direkt das Vollabitur ablegen, beispielsweise an der Odenwaldschule, in der Internatsschule Dieburg oder im Bergischen Internat Gut Falkenberg. Eine Besonderheit der Gesamtschulinternate ist, dass an mehreren Einrichtungen parallel zu den üblichen Schulabschlüssen auch berufsqualifizierende Abschlüsse erworben werden können.

Das Internat anstatt des Gymnasium

Ein Internat bietet grundsätzlich alle Schulabschlüsse, die auch eine klassische Schulausbildung gewährt. In Abhängigkeit von den schulischen Leistungen kommt der Hauptschulabschluss, der Realschulabschluss oder das Abitur in Frage. Viele Internate sind als Gesamtschule konzipiert und vereinen unter ihrem Dach alle drei Schulformen, eine Entscheidung für einen Zweig wird entsprechend dem deutschen Schulsystem meist nach der vierten Klasse getroffen. Diese Integration unter einem Dach ermöglicht den Wechsel von einem Zweig zum anderen in beide Richtungen, sofern die schulischen Leistungen sich im Lauf der Zeit ändern. Das bedeutet, dass der Wechsel von der Realschule zum Gymnasium ebenso möglich ist wie der Wechsel vom Gymnasium zur Realschule. Natürlich ist ein solcher Wechsel immer in Abhängigkeit von den schulischen Leistungen und in Absprache mit den Eltern und den Lehrkräften umzusetzen, doch allein die räumliche Nähe ist der Garant dafür, dass Schulzweigwechsel einfacher möglich sind als in getrennten Schulen.

Bei der Wahl des passenden Gymnasiums spielen die persönlichen Neigungen eine große Rolle. Vielleicht ist eine bestimmte Fachrichtung gewünscht, vielleicht soll es ein Sportgymnasium sein, vielleicht darf es eine kulturelle oder musikalische Ausrichtung sein. Ebenso gefragt ist eine konfessionsspezifische Ausrichtung, die in der Internatslandschaft zur Verfügung steht. Immer aber dürfen sich Schüler und Eltern sicher sein, mit einem erfolgreich absolvierten Abitur alle Möglichkeiten im Berufsleben offen zu halten. Nicht selten sind solche Gymnasien echte Kaderschmieden, in denen die spätere gesellschaftliche Elite herangezogen wird. Daneben werden auch Internate mit Gymnasialzweig immer stärker für junge Menschen aus finanziell schwächeren Familien geöffnet, für sie kommt häufig ein Stipendium in Frage, welches auf die Umsetzung der häufig propagierten Chancengleichheit aller Bevölkerungsschichten abzielt.

Immer aber dürfen Eltern und Kinder davon ausgehen, dass die Wahl des passenden Gymnasiums ideal auf eine spätere akademische Ausbildung mit weitreichenden erfolgversprechenden Perspektiven im Berufsleben vorbereitet, die wiederum die Basis für eine angesehene gesellschaftliche Position sein dürften.

Das Internat anstatt der Realschule

Die deutsche Internatslandschaft bietet eine Vielzahl von Gesamtschulen, in denen der Besuch des Realschulzweigs möglich ist. Angesiedelt zwischen dem Hauptschulabschluss und dem Abitur, will der Realschulabschluss die Basis legen für eine spätere berufliche Ausbildung, und er will vielleicht sogar einen höherwertigen Abschluss auf dem zweiten Bildungsweg ermöglichen. Insbesondere als Teil einer Gesamtschule ist der Wechsel von der Realschule zum Gymnasium möglich, sofern die schulischen Leistungen dies erlauben. Natürlich wird ein solcher Wechsel nur nach Absprache mit den Eltern und den Lehrkräften erfolgen, doch grundsätzlich ist er dank des integrierten Schulsystems unter einem Dach leichter umzusetzen als bei örtlich getrennten Schulen. Die Wahl einer Realschule innerhalb einer Gesamtschule bietet jungen Menschen also ein ungleich größeres Potenzial, schon frühzeitig den Weg zum Abitur und zu einer akademischen Laufbahn zu ebnen.

Doch auch wer bewusst den Realschulabschluss wählt, profitiert von einer hochwertigen Ausbildung, die sich insbesondere durch einen angemessenen Praxisanteil auszeichnet. Gerne kann eine Realschule fachspezifisch ausgerichtet sein, wenn der Besuch einer Sportschule oder eines konfessionsorientierten Internats gewünscht ist. Berufspraktika ergänzen die schulische Ausbildung auf der Realschule, sie sind Teil der Entscheidungsfindung, welcher Berufsweg später eingeschlagen werden soll. Wer frühzeitig die Möglichkeit hat, unterschiedlichste Praktika in dem einen oder anderen Betrieb durchzuführen, wird später leichter eine Entscheidung treffen, welcher Ausbildungsberuf in Frage kommt. Dieser Praxisbezug zeichnet die Realschule aus, die sich an dieser Stelle auch in den Internaten deutlich von dem Gymnasium unterscheidet.

Die Realschule bietet sich somit gut für junge Menschen an, die das Abitur vielleicht erst in einem späteren Lebensabschnitt nachholen möchten. Mit einem guten Realschulabschluss und mit einer soliden Berufsausbildung steht ihnen trotzdem eine Fülle von Möglichkeiten offen, mit großem Erfolg am Berufsleben teilzunehmen und ihren eigenen Weg zu gehen. Mit der individuell passenden Schulausbildung legen sie dazu die Basis, die im besten Fall an ihren persönlichen Neigungen ausgerichtet ist.

Internat trotz ADHS

Aufmerksamkeits-Defizitsyndrom mit Hyperaktivität (ADHS) ist eine Diagnose, die immer häufiger in Kinderarzt Praxen gestellt wird. Ein Internat mit ADHS Spezialisierung zu finden, ist nun eine Herausforderung für Eltern, die für ihre Kinder eine umfassende und fördernde Betreuung suchen. Kinder mit ADHS zeigen aufgrund ihrer Erkrankung oft Verhaltensauffälligkeiten, die ihnen eine Integration in eine öffentliche Schule schwer macht. Obwohl bei ADHS Kindern keine Minderung der Intelligenz vorliegt, können sie in öffentlichen Schulen keine guten Leistungen erzielen. Sie brauchen einen klar strukturierten Ablauf und vor allem benötigen ADHS Kinder eine Erziehung, die auf ihre speziellen Wesensarten ausgerichtet ist. In einem Internat mit ADHS geschulter Pädagogik haben die betroffenen Kinder ungleich höhere Chancen, als wenn sie sich durch die noch so gut gemeinten Versuche, ihnen zu begegnen, bewähren müssen. Die Anpassung betroffener Kinder an das öffentliche Schulsystem ist ohne kompetente Unterstützung durch ein Internat mit ADHS Pädagogik sehr schwer und in vielen Fällen klappt es überhaupt nicht. Stattdessen können die extra darauf abgestimmten Rahmenbedingungen im Internat dafür sorgen, dass die Integration besser gelingt. Ansonsten besteht für die betroffenen Schüler die Gefahr, auch sozial ausgegrenzt zu werden, was wiederum negative Folgen auf die schulische Laufbahn haben wird. Ein Internat mit ADHS geschulter pädagogischer Betreuung nimmt darauf Rücksicht, dass die Reifung der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens länger dauert, als bei anderen Kindern. Durch eine familienergänzende Erziehung in Kleingruppen wird darauf Rücksicht genommen. Die Kinder erfahren im Internat eine Förderung, ohne die sie es im Leben ungleich schwerer hätten.